Systemstörung im Raster - Eröffnungsrede zu Lara Vlaska Dahlmanns Ausstellung When We Will Know We Will Know von
Dr. Thomas Piesbergen


Die Ausstellung When We Will Know We Will Know von Lara Vlaska Dahlmann ist ein Beitrag zum Jahresprogramm Regeln regeln. Regeln regeln! des Einstellungsraum e.V. und findet statt im Rahmen des 9. Hamburger Architektursommers.


Folgt man dem aktuellen Stand der Neurobiologie, stellen sich die Vorgänge des Lebens vor allem als Steuerungs- und Regulierungsprozesse dar, in deren Zentrum der Begriff der Homöostase steht, also des Gleichgewichtszustands in einem offenen dynamischen System. Für die Neurobiologie ist dieses System der individuelle Körper und der Gleichgewichtszustand sein Wohlbefinden.

Auf der Ebene der Einzeller haben wir es zunächst nur mit rein reaktiven Vorgängen zu tun, die das körperliche Wohlbefinden der Individuen gewährleisten sollen. Im Laufe der Evolution treten bald die grundlegenden Emotionen wie Lust und Schmerz hinzu, die in sogenannten Körper-kartierungen im Gehirn repräsentiert werden und ganze Reaktionsbündel auslösen. Spätestens auf der Stufe des Menschen werden die körperlichen Emotionen um die Gefühle erweitert, die eine bewußte Wahrnehmung, Vorstellung und überzeitliche Kontextualisierung dieser Körperkartierungen darstellen, und die zentrale Rolle bei Entscheidungsfindungen spielen.

Diese Regulierungsprozesse, die das individuelle körperliche Wohlbe-finden zum Ziel haben, spielen sich aber nicht nur innerhalb der physischen Grenzen des Körpers ab. Nach den aktuellen Thesen der 
Neurowissenschaften sind über den Weg neuronaler Spiegelung auch alle Formen der Kooperation und der Kommunikation primär Werkzeuge dieser Regulierung. Im Fall der grundlegenden sozialen Bindungen an Familie und Artgenossen scheint dieser Zusammenhang offenbar. Je stärker und verlässlicher die Bindung des Individuums an die Gruppe, desto gesicherter ist sein Wohlergehen.

Verfolgt man nun die Evolution sozialer Systeme bis hin zu den vielschichtigen gesellschaftlichen Ordnungen und Beziehungen der Gegenwart, tritt zusehends das Paradigma der Komplexität in den Vordergrund. Das Gesamtsystem entwickelt eine Dynamik, die nicht mehr durch das Verhalten seiner Komponenten zu beschreiben ist. Es bringt emergente Strukturen und Steuerungsprozesse hervor, wie es auch in der Strukturationstheorie von Anthony Giddens beschrieben wird.

Die Konsequenzen der Summe der individuellen Handlungen verdichten sich zu übergeordneten Regelstrukturen, die allerdings mit den primären Handlungsabsichten und -gründen nichts mehr gemein haben müssen. Dennoch bleiben es natürlich die individuellen Bestrebungen der Menschen, die diese emergenten regulierenden Strukturen primär verursachen. Denn „gemäß der Theorie der Strukturation haben soziale Systeme keine Absichten, Zwecke oder Bedürfnisse welcher Art auch immer, nur Menschen haben diese.“

Um sich individuelle Wünsche zu erfüllen, versuchen z.B. die meisten Konsumenten beim Einkauf von Lebensmitteln Geld zu sparen. Das führt in Deutschland dazu, daß pro Jahr etwa 45 Mio. männliche Eintagsküken
Präsentation
Vernissage
Die 05. Ausstellung zum Jahresprogramm Regeln regeln. Regeln regeln! 2019 des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
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