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Die Leitern sind ein Hinweis auf
dieses räumliche Geschehen; denn es geht um die Höhen
und Tiefen, die sich über und unter der Horizontalen
ausdehnen, auf die unsere Blicke nicht erst durch das
Autofahren gelenkt werden, sondern viel länger schon
durch Kulturtechniken wie die Landwirtschaft und die
Jagd geprägt worden sind. Allerdings ist der Blick auch
in den Himmel gerichtet, um das Wetter vorherzusagen
oder auf den Bodens, um seinen Zustand zu bestimmen oder
Spuren zu lesen. Es geht zunächst ganz elementar um den
Zeitpunkt der Aussaat oder der Ernte und um
Nahrungssuche. Erst spezielle langfristige Fragen lassen
uns den Blick nach oben oder nach unten richten, um mit
den nicht unmittelbar sichtbaren Phänomenen in
Verbindung zu treten, die unsere Gedanken und Vorstel-
lungen auf die Vergangenheit und die Zukunft richten
sowie auf Phänomene, die uns mit der Welt verbinden und
das Profunde aus der Tiefe unserer Herkunft, wie sie in
uns eingeschrieben ist, sichtbar macht. Dietmar Kamper
sieht darin sogar die Möglichkeit, sich dem
Katastrophischen von Mythos und Geschichtsschreibung zu
entziehen.11
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Wie kommen wir also nach oben,
wenn es um Ausloten geht? In Stickers Installation
stehen dafür bezeichnenderweise das Licht der Glühbirnen
und die Glühbirnen an den Stromkabeln, die nach unten
hängen und zugleich die Leitern halten. Diese
ermöglichen Auf- und Abstiege mit dem Lot, während die
Leitern wie ihre Schatten zugleich nach oben und unten
weisen, wie die ganze Installation, die ja im Keller des
Einstellungsraums aufgebaut wurde. Hier kommt das
Verbergen ins Spiel, das generell in der Haltung steckt,
etwas im „underground“ zu machen. Doch es kommt darauf
an, die dort ruhenden Schätze zu heben.
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| 11 „Wenn
nicht alles täuscht, geht es um nichts Geringeres als
um eine neue menschliche Stellung zu dem, was ist,
eine Stellung, die nicht mehr den katastrophischen
Bedingungen von Mythos und Geschichte unterliegt. Es
geht darum, den theoretisch eskamotierten Zusammenhang
von Wunden und Wundern praktisch ästhetisch derart zu
referieren, daß von dort aus eine andere Version der
Welt eine „entrüstete Ordnung“ möglich wird.“ Dietmar Kamper: Zeichen als Narben-Gedanken zur ‚Materie’ der Signifikation. In: Elementarzeichen, Urformen visueller Kommunikation. Ausstellungskatalog NBK e.V. in der Staatlichen Kunsthalle Berlin 1985, Verlag Fröhlich&Kaufmann, Berlin 1985, S. 159-165 |
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| Die 08. Ausstellung im
Jahresprojekt Autos fahren keine
Treppen des EINSTELLUNGSRAUM e.V. |
Vernissage |
| Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg | |
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