Edith Sticker: ausloten | Installation                                              22.09.  -  14.10.11
Foto:
                    Stilla Seis
Edith Sticker: o.T., mixed media, 2011 (Detail), Foto: Stilla Seis mehr...
Einführung: Johannes Lothar Schröder
Vernissage
Pressetext:

Autos fahren keine Treppen -
trotzdem können Autos mit der Kraft des Motors Höhenunterschiede überwinden und sich spiralförmig um eine gedachte  Achse nach oben bewegen.

In drei exemplarischen Arbeitsansetzen (Installation, Skulptur und Malerei) lote ich die Bewegungen nach oben aus,
die ohne Motor auskommen.

Um 'Zeit und Erfahrung der Dauer' geht es in der Installation im Kellergeschoss,
in der ich mich mit der Rätselhaftigkeit des Verweilens beschäftige.

Auf acht Leitern aus schwarzen Holzstäben 12 x 200 cm, Stromkabel, Glühlampen und Rollen führe ich jeweils den Energie-Leiter (Kabel) bis zur Decke des Raumes und lasse ihn über eine Rolle laufend die Tiefe bis zur Lichtquelle (Glühbirne) ausloten.
Der sich im Raum bewegende Betrachter versetzt mittels seiner eigenen Bewegung das Kabel in Schwingung.
Bis das Pendel zur Ruhe kommt, vergeht Zeit. Es dauert.
Text zur Installation von Dr.Undine Eberlein, Philosophin erschienen im hyperzine-Verlag, ISBN 978-3-978218-54-9

Im Erdgeschoss des EINSTELLNGSRAUM beziehe ich mich auf die Geschichte des Zöllners Zachäus. Der Mann aus dem Lukas-Evangelium überwindet seine Scham und versteckt sich im Geäst eines Baumes.
Welche Energie braucht ein Mensch um Scham zu überwinden? Reicht der Wille allein? Reicht die Sehnsucht sich von Schuld zu befreien? Ist das Schamgefühl der Ursprung aller Kunst?
In dieser Skulptur Holzstäbe 56 / 310 cm, Folie, Seidenstoffe lotet sich ein Verwirrspiel aus, indem ich Seidenstofffetzen auf transparente Folie gegeneinander setze. Sie umrahmen eine Figur. 

Auf der dritten Ebene, der der Malerei, inszeniert ebenfalls im Erdgeschoss, mache ich mir die Erfahrungen des Zeneisho zu nutze.
Beim Zeneisho, einer japanischen Schreibskunst, braucht der Künstler sich nicht an konventionelle Zeichen zu halten, um seinen Geist, seine  ästhetische Absicht zum Ausdruck zu bringen. Daher muß das Werk  in einem Zuge niedergeschrieben werden und es muß die Absicht erkennbar sein, einen bestimmten Sachverhalt mit den Mitteln des Zeneisho zu einem ästhischen Zweck zu formen. Es gibt niemals ein Nachbessern. Energie fließt, ein Prozess des gestischen Entladens.

Edith Sticker
Juli 2011

Die 08. Ausstellung im Jahresprojekt  Autos fahren keine Treppen  des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg 
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