„Found Footage“ versorgen,
auf der Objekte aus der Welt der Wellness und
Körperoptimierung zu sehen sind, ebenso wie nahezu ideale
Körper in akrobatischen Positionen oder einzelne
Körpersegmente, die durch ihre Nacktheit eine vorgebliche
Intimität suggerieren. Dazwischen tauchen, wie ein
ironisches Zitat, Bruchstücke antiker Marmorstatuen auf -
Verweis auf den platonischen Ursprung des Konzept vom Ideal
als Denkansatz, sowie dessen Vergänglichkeit. Einen gegenläufigen, irritierenden Verweis auf die gestörte Zeitlichkeit der Netzwelten stellen hingegen die Sakura-Emojis, also Kirschblüten-Symbole dar, die in der Installation immer wieder aufscheinen. In Japan gilt die Kirschblüte als Inbegriff der Schönheit, die all ihren Zauber jedoch aus ihrer Vergänglichkeit bezieht. Diese ephemere Qualität geht in der digitalen, zeitlosen Idealisierung vollständig verloren, das Symbol wird seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt und damit leer. Mit der narzisstischen Blase, die durch diese digitale Selbstbespiegelung mittels Projektionen der Begehrlichkeit auf das Nicht-Ich entsteht, korres-pondiert eine beschwichtigende Klangtapete aus Wellness-Musik, die darauf ausgelegt ist, so wenig Konfrontation und Reibung wie möglich zu erzeugen, in dem sie nahezu vollständig auf Unerwartetes verzichtet. Auf die Irrealität dieser Erlebniswelt verweisen schließlich phantastische Krea-turen wie Drachenabbildungen aus dem Repertoire westlicher Fantasy-Klischees oder aus dem asiatischen Kulturraum. Gleichzeitig begegnen uns auf den von Algorithmen angebotenen Bildern die ersten Masken, die auf das Motiv des Übertritts von der Individualität in eine transpersonale, überzeitliche Welt verweisen; auf den Wunsch, das charakteristische, analoge und mangelhafte Selbst abzustoßen, um sich hinter einer Identität zu verschanzen, die einer mutmaßlich idealen Ordnung entspricht. |
Die erste, im Reich
des Realen fußende Reaktion auf diesen betäubenden, dem
körperlichen Ideal hinterher schmachtenden Selbst- und
Weltwahrnehmung-Loop in der digitalen Bildwelt, stellen
physische Ready-Mades dar, die ursprünglich als
Dekoration für Schaufenster hergestellt worden sind:
Vielfarbiger Flitter, Glasobjekte, künstliche
Schmetterlinge, Glanzpapier, Plastikblumen, Spiegel,
Marmorimitat, Spitze. Mit ihnen wird die Qualität des
Scheins und der Vorspiegelung, diesmal aus der analogen
Sphäre der Massenfabrikation, noch einmal deutlich
markiert und kommentiert.
Und schließlich entdecken wir zwischen all diesen Bildern und Objekten, die lediglich das Ergebnis einer digitalen Ernte bzw. einer analogen Aneignung sind, Spuren tatsächlich erschaffenden Handelns: Denn inmitten dieser kruden, chaotisch anmutenden Inszenierung der Symptome einer unreflektierten Sehnsucht nach Perfektion liegen handgefertigte Objekte aus ungebranntem Ton. Mit ihrer bewusst unbeholfenen, plumpen Machart und ihrer materialbedingten Hinfälligkeit stechen sie einerseits scharf ab von den Abbildern der überzeitlichen Makellosigkeit, andererseits korrespondieren sie ganz organisch mit der unprätentiösen Art, mit der die Bilder und Dekorationsartikel zusammengewürfelt erscheinen. Hier geht uns das Gefühl an, zum ersten mal mit dem authentisch handelnden und empfindenden Individuum in Berührung zu kommen, das diesen konkret gewordenen Stream of Consciousness, diesen Versuch einer Kartierung des digitalen Selbst, hervorgebracht hat. Wir betrachten nicht nur die austauschbaren, von Algorithmen gefilterten und deshalb bedeutungslosen Repräsentationen von Sehnsüchten und möglichen Selbstbildern, sondern wir erleben im physisch gewordenen Bewusstseins- |
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