Nun soll mit der Gemeinschaftsstraße der Raum zurückkehren. Soll er das wirklich? Ist er nicht vergessen worden? Die modernen Telemaschinen verstärken die Fernsinne. Die Botschaften werden vom Körper getrennt. Dislokation.
Juristisch wird zwischen privatem und öffentlichem Raum unterschieden. Ein Fußgänger, der gerade seinen Fernsinn am privaten PC geschult hat, trifft zukünftig auf dem öffentlichen Weg zum privaten Supermarkt - angewiesen auf seine fünf Sinne - auf ein Motorrad, dessen Fahrer gerade mal auf dem gleichen öffentlichen Weg tanken fahren will. In der bisherigen Straßenverkehrsordnung wird das Verhalten auf der Verkehrsfläche geregelt. In Zukunft geht es um Selbstorganisation.
In den Verkehrskonzepten von Herrn Mondermann wird von sozialem Verhalten contra Verkehrsverhalten gesprochen. Menschen sollen nun Menschen wahrnehmen und keine Schilder. Gefahr ist gut, sagt Herr Mondermann. Sich in die Augen sehen! Der Blickkontakt soll Zeit und Raum koordinieren. Welcher Blick?
Die Blickgeschichte ist lang und wechselvoll. Das Auge Gottes, das Horusauge, der Blick des Jägers, der des Betenden wurden in der Kunstgeschichte zur Erscheinung gebracht.

Zukünftig soll das schlichte Überleben, die Unversehrtheit des Einzelnen, bzw. die Glätte der gelackten Karosserie vom Blick und sozialen Verhalten des Anderen abhängen. Dieser Blick dürfte dann nicht der des Jägers bzw. des an Macht interessierten sein. Er dürfte auch nicht der des Narziss sein, der in allem Glänzenden nur sich selber sucht.
"...und zu sehen erfordert Zeit, so wie es Zeit erfordert, einen  Freund zu haben" formulierte die amerikanische Malerin Georgia O'Keefe. www.artcyclopedia.com/artists/okeeffe_georgia.html

Wenn es zukünftig im Stadtraum nicht nur um Mobilität (der Mobile) gehen soll, können dann Kinder im shared space wieder Völkerball/streetball spielen wollen wie in verkehrsberuhigten Seitenstraßen, obwohl ein Autotransporter durch den shared space zum Güterbahnhof muss? Werden wir uns zukünftig gleichberechtigt in den überlagerten Kreuzungen privater Nutzung von öffentlichen Räumen gegenseitig ums Überleben bitten? Was sind die Voraussetzungen für dies "Bitte nach Ihnen" der Verkehrsplaner? Ersetzt die Überwachungskamera, die am Verkehr nicht teilnimmt, sondern nur voyeuristisch auf die ungelösten Interessenkonflikte wartet, die Höflichkeit des Einzelnen?

Intervention und Partizipation als künstlerische Konzepte werden nun Elemente der Verkehrsplanung.

EINSTELLUNGSRAUM e.V.
FÜR KUNST IM STRASSENVERKEHR
Wandsbeker Chaussee 11
22089 Hamburg
www.einstellungsraum.de
Tel./Fax: 040 - 251 41 68


Im Anhang eine Glosse aus der MOPO, Sommer 2008                                                       
Peking.pdf
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