Zum Schluss sei noch auf einen Umstand hingewiesen, der die Dialektik zwischen Lesbarkeit und Nichtverstehen unterstreicht: Es ist wenig bekannt, dass das Bild aus dem Besitz der Mutter Ey 1941 von Düsseldorf nach Hamburg kam und dort bis zum Verkauf 1976 im Haus des Arztehepaars Bau an der Elbchaussee hing. Da Bau Betriebsarzt der Reemtsma-Zigarettenfabrik -einem NSDAP-Musterbetrieb- war, ist es bemerkenswert, dass die Gäste im Wohnzimmer der Baus übersehen haben, dass das Bild von dem als „entartet“ geltenden Max Ernst stammte.3  Da alle abgebildeten Personen nummeriert sind und mithilfe des Index auf dem Bild namentlich identifiziert werden konnten, wurde es ein für die Kunstgeschichte glückliches Misslingen von Kommunikation. Nicht anders geht es mit dem Begriff „hybrid“, der heute als Label für alles Mögliche benutzt wird, das man Jahrzehnte zuvor vielleicht „praktisch“ oder „komplex“ genannt hätte. Wegen der Popularität der erneuten Verwendung des von 100 Jahren von Porsche patentierten Hybridmotors wird heute vieles einfach hybrid genannt, ohne dass die Herkunft des Begriffs aus der Biologie noch hinterfragt würde. Ein elektronisch  versendeter Brief, der erst beim Empfänger ausgedruckt wird, firmiert als „Hybrid-Brief“, weil er eine Mischform von Brief, Telegramm und E-Mail ist, der die Umsätze von Postdiensten in Zeiten des Internets sichert. Selbst ein Terrorist wie „Carlos“, dessen Motive und Persönlichkeit vielschichtig sind, wurde als ambivalenter Filmcharakter, in der Besprechung des Films von Assayas zum „Hybriden“.4

Abschließend meine ich, dass es uns heute gut ansteht, daran zu denken, bei der Thematik des EINSTELLUNGSRAUM: „....Autofahrer...und Fußgänger“ der Sprache der Technologie und der Verkehrspolitik nicht auf den Leim zu gehen. „Sprachen, die keiner versteht“ sollte uns daran erinnern, unseren eigenen Beobachtungen und Interpretationen nachzugehen und dem Zweckdenken zu widerstehen. Ohne den Anspruch von Verständigung aufgeben zu müssen, kann ein Missverständnis oder ein ungelösten Rätsel ein viel genaueres Verstehen hervor- rufen als eine vermeintlich restlos auflösbare Aussage, die oft nur banal ist. 
3 Dazu „Rendezvous der Freunde. Ein Film über ein Bild und seine Geschichte“ von Maria Hemmleb und Christian Bau, Deutschland 1992, 60 min.
4 Philippe Azoury: „Carlos“ hybride abattant, in: libération 19. mai 2010
Vernissage
back home
Gefördert von der Behörde für Kultur, Sport und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg