Alles im Fluss? Eine Reflektion |
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„Kill“ als Markenzeichen
Heute ist „Kill“ zu einem Markenzeichen oder zu dessen Bestandteil geworden. Es gibt eine Kammerjägerfirma, die Kill-Tec heißt, eine Techno-Band mit dem Namen Kill-Tech16. Sogar ein Modelabel heißt „Kill-Tec“. Dieser Name ist offensichtlich nicht geschützt und hier ist wirklich nicht klar, ob damit das Auftreten der Träger dieser Kleidung im Sinne von „Dressed to Kill“ gemeint ist oder ob diese Firma Militärausrüster ist. Als eine Rückblende sei erwähnt, dass Alfred Döblin immer wieder „Tickermeldungen“, wie wir sie heute nennen würden, in seinen Roman Berlin Alexanderplatz einbezogen hat, in denen die Anzahl der Schlachttiere aufgeführt wird, die für die Ernährung der Menschen in der Hauptstadt ihr Leben lassen müssen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs deutet sich hier schon ein Krieg gegen Leben generell an, der möglich ist, wenn das Leben „vogelfrei“ wird, d.h. Lebewesen alle Rechte verloren haben.17 Auf einen biologischen Nullwert reduziert, werden die Tiere lediglich als verfügbare Protein- und Fettspender betrachtet. Keine zwei Jahrzehnte später sind ihnen die nach Brennwert und Arbeitskraft berechneten Menschen gefolgt. |
Heute
verkauft sich BP als Profi der Zerstörung, womit eine Katastrophe mit
bleibenden Auswirkungen noch zum Marketinginstrument gemacht wird. Für
den Konzern ist es eine Schlacht im Krieg um Rohstoffe, der sich durch
Zerstörung und Töten zum Zweck der Machtausübung und des Machterhalts
manifestiert.18
Nur eine Woche nach „Bottom Kill“, am 24. September hat der Brasilianische Ölkonzern Petrobras mit der größten Kapitalerhöhung aller Zeiten 70 Milliarden $ eingesammelten, um im Atlantik in 7000 m Tiefe19 Öl zu fördern. |
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Der Bandname spielt auch darauf an, dass der Begriff für das
Runterfahren eines Geräts benutzt wird. Dank an Thomas Piesbergen für
den Hinweis! 17 Giorgio Agamben: Homo sacer. Il potere sovrano e la nuda vita, Torino 1995, dt.: Homo sacer. Die Souveränität der Macht und das nackte Leben, Frankfurt am Main 2002. | 18
Eine Variante der Bedrohung erleben Aktivisten und Journalisten
weltweit z.T. auch deshalb, weil sie für die Rechte aller Lebewesen
eben auch der Tiere eintreten 19 http://www.sueddeutsche.de/geld/petrobras-ein-schatz-in-metern-tiefe-1.1004138 (2.10.2010) |
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