Tanja Hehmann:  Schaltkreise                                                                                                                                  09. - 31.08.2012
Einführung: Jennifer Heeling, 09.08.2012

Schalten und Walten
- das diesjährige Projektthema des EINSTELLUNGSRAUM e.V. - lässt sich in Tanja Hehmanns Arbeiten auf ganz unterschiedlichen Ebenen entdecken.

Der Ausstellungstitel Schaltkreise spielt bereits auf eine der Bedeutungen an: Schalten als Wortteil eines elektrotechnischen Begriffs. Durch einen Schaltkreis wird Elektrizität geleitet, um eine bestimmte technische Funktion zu erzielen. Hier wird mit dem Ausstellungstitel Schaltkreise auf den Schaffensort, also das Atelier der Künstlerin verwiesen, das sich in dem alten Kraftwerk-Bille in Hamburg-Hammerbrook befindet, in dem Strom früher erzeugt wurde. In Hehmann's Arbeiten finden sich auch immer wieder einzelne technische Fragmente, wie etwa Sicherungen oder auch angedeutete Raumgefüge, die Teile des Elektrizitätswerks zeigen, das um 1900 erbaut wurde.

Mit ihrem Atelierstandort beschäftigt sich Tanja Hehmann seit 2009. Hintergrund dafür war die ungewisse Zukunft der Künstlerateliers, die es im denkmalgeschützten Kraftwerkareal am Bullerdeich seit über 20 Jahren gibt. Durch private Übernahme und einen langwierigen Umnutzungsprozess besteht für die dort ansässigen Künstler seit 2008 ein Schwebezustand. Die Unsicherheit und die Angst, gehen zu müssen, gepaart mit dem Wunsch zu bleiben, spiegeln sich in Tanja Hehmanns Darstellungen des Kraftwerks und bilden den Ausgangspunkt und die Inspiration für ihre Arbeiten.



Schaltkreise
findet man auch bei der Hängung der Arbeiten im EINSTELLUNGSRAUM: die räumliche Collage im Kriechkeller wird durch
Neonröhren beleuchtet, die mit einer Zeitschaltuhr getaktet werden. Die Installation spiegelt dabei die räumliche Atmosphäre wider, die in den Collagen im Keller zu finden ist. Die Collagen sind dabei "in Reihe" geschaltet und bilden ebenso einen eigenen Schaltkreis. Eigene Bildaufuahmen von dem Gebäudekomplex werden dabei von Tanja Hehmann unter anderem als Rohmaterial für die Collagen genutzt und so malerisch überarbeitet, dass das Ursprungsmaterial - also die Bildaufnahmen - fast nicht mehr als "Fremdmaterial" wahrnehmbar sind und mit der Malerei verschmelzen. Die rein malerischen Arbeiten im oberen Raum sind durch ihre Bildsprache, wie etwa der Beinanschnitte, durch ihre Farbgebung und die gestisch-expressive Malweise miteinander geschaltet.

Zusammen bilden die gezeigten Arbeiten natürlich wiederum einen Schaltkreis: immer wird der Raum/der Ort zum zentralen Thema gemacht. Auszumachen sind die realen Orte in den Arbeiten allerdings nur noch als Fragmente, die stark überarbeitet und verfremdet werden, wodurch neue, fiktive Orte entstehen. Im Bildraum erscheinen sie dann als Orte der Unsicherheit und Entfremdung: Größenverhältnisse werden umgekehrt, Perspektiven verschoben, Objekte werden verzerrt, Material verformt. Tanja Hehmann stellt das Raumgefüge in ihren Arbeiten beständig in Frage, so dass der Bezug zur Realität in den Hintergrund gedrängt wird. Farbliche Verfremdungen und starke Hell-Dunkel-Kontraste verstärken diese Wirkung.
Die 06. Ausstellung im Jahresprogramm  Schalten und Walten des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek
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