Goethe hat hier weitergedacht indem er
formulierte: Wie kann man sich selbst kennenlernen?
Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln.
Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich,
was an dir ist. Was aber ist deine Pflicht: Das Gesetz des Tages. (Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren, 1829.) Handeln
ist bewegen, das ist eine sog. Binsenweisheit.
Trampelpfade, Wege Straßen gibt es so lange es
Menschen gibt.
In einem Gespräch mit Caroline Herder äußerte Goethe, „man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.“ Sich durch Handeln selbst kennen zu lernen bedeutet also auch, dass einen Weg zu gehen Zweck an sich ist. Die Bewegung mittels Wagen schufen sich die Menschen in einer Hochkultur. „Der älteste, bis heute noch erhaltene Wagen, gehörte dem ägyptischen Pharao Tutenchamun (1361 bis 1352 vor Christus)“ ist im Internet zu lesen. Die Bewegung mittels motorisierter Karosse in hoher Geschwindigkeit ist eine Erfindung des 19. Jhtds. Mag die Suche nach Selbsterkenntnis auch diese oder jenen im inzwischen hohe Verkehrsaufkommen leiten, das sei dahingestellt. Vom Wert der Selbsterkenntnis ist aber nur in privaten Zirkeln noch die Rede, öffentlich wird mehr von der Ökonomie dieses Wirtschafts-zweiges gesprochen, die die Erhaltung unserer Art als aktuell grundsätzliches Problem nun infolge des hohen Verkehrsaufkommens erkannt hat. Die 21 Jahre EINSTELLUNGSRAUM, in denen wir in der Zusammenarbeit mit vielen Künst-lerinnen und Künstlern daran gearbeitet haben, das Phänomen der Automobilität zu ergründen also der motorisierten Selbstbewegung, hat in vielen Verknüpfungen die Bewusstwerdung dessen, was ich bin, jedenfalls vorangebracht. Ich bedanke mich zutiefst bei allen, die sich dem Projekt EINSTELLUNGSRAUM in den vergangenen Jahren für dessen Realisierung im öffentlichen Interesse mehr oder weniger angeschlossen haben. Nun zum Mappenwerk EINSTELLUNGSRAUM direkt. Der WEG in seiner visuellen Erscheinung hat m.E. eine formale Ähnlichkeit mit Funkenflug und fließendem Wasser. |
Mit entsprechenden
Fotos ausgestattet und mit Fragen versehen wie z. B.:
Was treibt die Ofenzelle in der Tiefe an habe ich diese
Mappen hier jeweils als multiples Original ausgestattet.
Die Fotos von Fließspuren und feurigen Explosionsfunken
erinnern an Wege, die die genannten Elemente sich selber
bahnen. Die Mappen habe ich einer Auswahl von Adressaten
zur Deutung mit der Bitte um Ergänzung und Kommentar
angeboten.
Die Adressaten der
Mappen waren unterschiedlicher Profession, waren teils
befreundete Künst-ler*innen oder Personen aus
Berufsgruppen, die öffentliche Interessen vertraten.
Meine Fotomappe EINSTELLUNGSRAUM
hat innen eine linke und eine rechte Seite.4 Mappen davon möchte ich nun vorstellen. Alle kommentierten Mappen liegen reproduziert hier vor, ergänzt durch geschenkte Beiträge von dem Kunstmittler Hajo Schiff und dem Künstler Johannes Stüttgen. Links ist ein einzelnes Auto auf seiner Fahrt durch den Wald zu sehen, von oben fotografiert aus der Sicht eines Helikopters - ein Werbefoto, aufgenommen bei diffusem Tageslicht. Auf der rechten Seite der Mappe habe ich die Explosion eines Feuerwerksköpers vor dunklem nächtlichem Hintergrund im Bild fixiert, ein Bild von unkontrollierten Feuerspuren. Beide Seiten der Mappe
sind durch wenige Txtzeilen miteinander verbunden. Sie
wollen den Betrachter, die Betrachterin anleiten, bei
der Bildbetrachtung frei zu assozieren und diese
Einfälle zwischen den Fotos zu notieren.
Mappe 05, 15, und 17 zeigen Kommentare zu dem Bild des Funkenfluges in tiefer Nacht. Mappe 10 geht auf das kleine fahrende Auto auf der linken Seite der Mappe ein, das vom Hubschrauber aus fotografiert wurde. Mappe 05 kommentiert vom Künstlerpaar Thorsdottir/ Wu Shanzhuan zeigt, wie eine Frau im Rollstuhl sitzend einem den Stuhl schiebenden Mann Feuer gibt. Auf der Linken Seite der Mappe ein knapper englischer Text, der übersetzt lautet: Artikel 13: Alle haben das Recht auf Bewegung im Großen und Ganzen und überall hin. Alle hatten das Recht, von allen Orten, einschließlich ihrer Herkunft, herausgezogen zu werden, und darauf, vom Ursprung entfernt zu werden. |
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