Am Alexanderplatz in Berlin, an dem 5 Straßen aufeinander treffen, tummelten sich 1924 mehr Automobile, als dass es einem mit einer Trompete ausgestattetem Schutzmann möglich gewesen wäre, bestimmte Regularien umzusetzen. Regeln funktionieren nur für einen gewissen Zeitraum, da das, was sie regeln sollen, sich stetig verändert.(s.o Th. Piesbergen.)
Zuvor hatten nur vergleichsweise wenige Menschen über die Kapazität verfügt, schnell den Ort zu wechseln.
Nun wurde 1924 die erste Ampel mit Lichtsignalen am Alexanderplatz in Berlin installiert. Die Menschenmasse musste insofern daran gewöhnt werden, eine regulierte Folge von Lichtsignalen ernst zu nehmen. Nicht der bekannte Schutzmann gab mehr Orientierung im Verkehrsstrom vor, sondern eine unpersönliche Ampel mit 5 Ansichten, die von Ferne geschaltet wurde. Nach welchen Vorgaben, mit welcher Intention?

Die schwarmartig rollenden Automobile strömten mit 18 km/h horizontal, die ordnende Ampel stand unbeweglich 3m in die Höhe gerichtet mit ihren Signalen über dem Verkehr, dem Schwarm. An der roten Ampel kamen und kommen nun alle gleichermaßen zum Stehen, ausnahmslos ob ein großer oder kleiner Wagen gefahren wird. Insofern gilt nicht mehr das Gesetz des Stärkeren, Schnelleren. Auch wenn Mensch sich ärgert: an der roten Ampel muss er warten und den kreuzenden Verkehr durchlassen, den zu befahrenden Raum zur Verfügung stellen. Wo verschieben sich die Mikrostrukturen, wo fängt es an „zu dampfen“?
Budesarchivbild
Diese Aufnahme stammt aus dem Jahre 1932. Der Ampelturm regelt auf dem Potsdamer Platz den immer stärker werdenden Verkehr. (Foto: Bundesarchiv Bild 102-13993)
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