GANGARTEN:
Verdichtung des
Jahresprogrammes Schalten
und Walten des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
|
||
(≈≈≈) Vorstellung
eines Lehrprojekts im öffentlichen Raum Am 27. Juni
2009 ziehen zweiundfünfzig Studierende des Studiengangs
Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis bepackt mit
kreuzförmigen Flössen, Aktionsobjekten, Megaphonen,
einem Handtuchwagen und Proviantfahrrädern an die Brücke
an der Universität Hildesheim und lassen Flussgefährte
in die Innerste. Der kleine Fluss wird für einen
Sommertag zum Schauplatz mobiler Aktionen zu Land und zu
Wasser. Man lässt
sich in der Vorbereitung des künstlerischen Lehrprojekts
zunächst von recht schlicht erscheinenden Fragen leiten:
Wie kann man sich auf dem Wasser fortbewegen? Wie viele
Luft gefüllte Plastikflaschen tragen eine Person? Welche
Formen von schwimmenden tragenden Gefährten haben
skulpturalen Eigenwert? Was passiert, wenn die
Skulpturen, die im Wasser und in Bewegung sind, an Land
gehen? Was kann man von der Stadt Hildesheim vom Fluss
aus erfahren? Involvieren wir die Kleingärtner oder den
Ruderclub, deren Gärten und Vereinshaus an den
Flussufern liegen? Mit welchen Gesten begegnet man der
Idylle des Auwaldes? Wie verändert sich die Wahrnehmung
von Texten, wenn sie auf vorbeiziehenden Plattformen
vorgetragen werden?
Nach einigen
Wochen ist dann, tituliert mit dem Piktogramm (≈≈≈),
eine "Ausstellung" zu erleben, die prozessual angelegt
ist und nur für wenige Stunden - bis zur Endstation
unter einer alten Eisenbahnbrücke - in sich verändernden
Formen existiert. In einem Spaziergang entlang des Ufers
war die gestaltete Situation mal karnevalesk, mal
feierlich wie eine Prozession, die am Betrachter
vorbeizieht, für ihn aus vielen Blickpunkten erlebbar. In der
Aktion spielen Flösse und neonorange bemalte "Schalten"
eine wichtige Rolle, die Stäbe, mit denen man sich vom
Grund abstoßen kann, um in Bewegung zu kommen. Welche
Fähigkeiten braucht man nun, um als Fährmann das Floß
oder ein Boot über ein Gewässer zu "schalten"? |
||
Christine Biehler: (≈≈≈) Flöße 2009 | Foto:
Christine Biehler |
Fotos der Veranstaltung
Ina Schlafke |
|
Auszug
aus dem Konzept 03.08.12 Grob gesagt, denken wir dabei an die Wechsel zwischen Schritt, Trab und Galopp der Pferde, die dann den Gängen im Auto oder anderen Fahrzeugen den Namen gaben. Alle diese Bewegungen, Gangwechsel und die damit verbundene Aufmerksamkeit und Kommunikation, greifen in die "Verkehrsflüsse" ein und bewirken Beschleunigungen und Verlangsamungen bis hin zum Kollaps durch Unfall oder Stau. Die Aufmerksamkeit, die die Entscheidungen für die Gangwechsel bedingen, ist ja nicht mehr nur vom Gelände und dem Zustand der Straße abhängig, sondern in der Stadt auch von der Beobachtung, d.h. Beurteilung eines sehr komplexen Verkehrsgeschehens, in das sich Menschen, Eigenschaften und Temperamenten entsprechend einschalten. |
Wie orientieren sich
Menschen in der Stadt? Wie geschieht das Schalten im
eigenen Kopf, das dann (auf welche Weise?) zum
,richtigen' Schalten im Auto führt? "Welche
sensorischen und kognitiven Fähigkeiten benötigen wir
dafür?" (...) Die Urform der "Schalte", jener Stab, mit dem der Fährmann das Boot dirigiert, kehrt in abgewandelter Form in allen technischen Weiterentwicklungen von Schaltelementen wieder: Bei der Aufreihung der Zahnräder greift der Stab, der über dem Getriebe liegt, immer das entsprechende Zahnrad heraus, um die gewünschte Kombination aus Geschwindigkeit, Gelände/Kraftaufwand zu realisieren. .... Das Formenrepertoir ähnelt sich. Wie kommen diese Modifikationen zustande? Elke Suhr, unter Verwendung der Protokolle der Vorstandssitzungen des EINSTELLUNGSRAUM e.V., 2012 |
|
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek | ||
back |
next |