GANGARTEN: Verdichtung des Jahresprogrammes  Schalten und Walten des EINSTELLUNGSRAUM e.V.                                 03.08.2012





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1. Fahrerfahrungen 
 
Jeder Fahrschüler lernt es sofort: Das Zusammenspiel von Kupplungtreten, Ganghebel aus der Neutralstellung in die linke Schaltgasse herüberziehen, nach oben in die Position des ersten Gangs schieben, Bremse lösen und gefühlvoll die Kupplung "kommen lassen". Das Fahrzeug fährt an und wird schneller, sobald das Gaspedal heruntergedrückt wird. 
 
Ist das Ziel damit erreicht? 

 
Ein aktueller Golf TDI erreicht im ersten Gang bei voll getretenem Fahrpedal eine Geschwindigkeit von ca. 50 km/ho Die Kurbelwelle des Motors rotiert dabei 5500 Mal pro Minute; 91 Mal pro Sekunde. In jeder Sekunde laufen im Motor währenddessen 183 Verbrennungsvorgänge ab. 
Die Räder drehen bei dieser Geschwindigkeit nur mit einer Drehzahl von 429 Umdrehungen pro Minute. 
 
2. Notwendigkeit von Schaltvorgängen 
 
Für den Dauerbetrieb ist dieser Fahrzustand ungeeignet: Der Betrieb des Motors wird zu ineffektiv und laut - die Geschwindigkeit des Fahrzeugs wäre zu limitiert
(siehe Motorwagen Nr.1 Carl Benz). 
 
Ein modernes Schaltgetriebe hält noch vier bis sechs weitere Gänge bereit, um das Verhältnis zwischen Kurbelwellendrehzahl (Motordrehzahl) 

Modell eines Schaltgetriebes
Foto I. Schlafke
Fotos der Veranstaltung  Ina Schlafke
Auszug aus dem Konzept 03.08.12

Grob gesagt, denken wir dabei an die Wechsel zwischen Schritt, Trab und Galopp der Pferde, die dann den Gängen im Auto oder anderen Fahrzeugen den Namen gaben.

Alle diese Bewegungen, Gangwechsel und die damit verbundene Aufmerksamkeit und Kommunikation, greifen in die "Verkehrsflüsse" ein und bewirken Beschleunigungen und Verlangsamungen bis hin zum Kollaps durch Unfall oder Stau.
Die Aufmerksamkeit, die die Entscheidungen für die Gangwechsel bedingen, ist ja nicht mehr nur vom Gelände und dem Zustand der Straße abhängig, sondern in der Stadt auch von der Beobachtung, d.h. Beurteilung eines sehr komplexen Verkehrsgeschehens, in das sich Menschen, Eigenschaften und Temperamenten entsprechend einschalten.
(...)
Wie orientieren sich Menschen in der Stadt? Wie geschieht das Schalten im eigenen Kopf, das dann (auf welche Weise?) zum ,richtigen' Schalten im Auto führt? "Welche sensorischen und kognitiven Fähigkeiten benštigen wir dafür?" (...)
Die Urform der "Schalte", jener Stab, mit dem der Fährmann das Boot dirigiert, kehrt in abgewandelter Form in allen technischen Weiterentwicklungen von Schaltelementen wieder: Bei der Aufreihung der Zahnräder greift der Stab, der über dem Getriebe liegt, immer das entsprechende Zahnrad heraus, um die gewünschte Kombination aus Geschwindigkeit, Gelände/Kraftaufwand zu realisieren. .... Das Formenrepertoir ähnelt sich. Wie kommen diese Modifikationen zustande?


Elke Suhr, unter Verwendung der Protokolle der Vorstandssitzungen des EINSTELLUNGSRAUM e.V., 2012

Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek
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