REINHOLD ENGBERDING | HOLGER
B.NIDDEN-GRIEN: CORRESPONDENTIA #7 – DEATH AIN´T DEAD, AIN´T IT EINFÜHRUNG: NORA SDUN Hamburg, November 2014 ... ein paar Takte zu dieser Ausstellung Eingeladen war
Reinhold Engberding zum diesjährigen Jahresthema des
Einstellungsraums »Park & Ride«. Engberding hat sich
diesem Thema, wie die meisten Künstler, die hier zu
Jahresthemen eingeladen sind, auf metaphorischer Ebene
genähert. Und zwar mit Überlegungen zum Ver- schwinden,
Sterben, zum Abwesenden, und dessen, was übrig bleibt
von einem Menschen, der fort ist, und wie man womöglich
doch weiter kommunizieren kann. Er hat dazu auch einige
ulkige Gedichte verfassen lassen von seinem Partner,
Herrn Nidden-Grien.
Es geht also um die letzte Fahrt und das vermutlich endgültig letzte Parkmanöver, welches der Tod darstellt. Wir lernen in dieser Ausstellung nichts über das verkehrspolitische Konzept von »Park & Ride«, aber das hat wohl auch niemand angenommen. Ich spreche über Kommunikations- und Navigationsmethoden auf der letzten Reise: Wir sehen hier (im Kellerraum) ausgestellt Bilder, die einen jungen Mann in weißem Hemd zeigen, der sich des sogenannten Winkeralphabets bedient, um eine Information zu übermitteln. Und ich behaupte nun, dass man mit dieser Kommunikationstechnik |
möglicherweise Charon, ans Ufer lotsen kann.
Charon ist der Fährmann, der die Toten über den Fluss Styx
in Jenseits bringt. Es gibt noch ein paar andere Flüsse,
die diese Grenze zwischen Leben und Tod markieren – ich
denke mir das als ein Gewirr von Mahlströmen – unklar
bleibt dabei, wie man sich die Ufer vorstellen muss.
Sowohl das diesseitige wie das jenseitige. Dabei wäre das
interessant zu wissen, da man dort nämlich als Schatten
ausharren muss, wenn man kein Geld für Charon dabei hat.
Man kann sich vorstellen, dass dort deshalb ein ziemliches
Gedränge herrschen muss. Also, um Charon ans Ufer zu holen, kann man vielleicht ein Winkeralphabet verwenden, man muss Charon aber wie schon gesagt auch bezahlen – mit dem sogenannten Charonspfennig. Diese Münze wird den Toten in den Mund gelegt, ein sonst unüblicher Ort für Geld, warum steckt man die Münze den Toten nicht in die Faust oder in einen Brustbeutel? Warum in den Mund? Klar, das ist ein sicherer Aufbewahrungsort, erst recht für jemanden der nur noch wenig redet. Angesichts der Orte, an denen Drogenkuriere ihre Waren im Körper transportieren, scheint der Mund allerdings ein wenig läppisch – oder vielleicht auch nicht. Man stelle sich also vor: Charon nähert sich dem Ufer, um einen Toten ins Jenseits abzuholen, der Tote steht da in einem weißen Hemd und fuchtelt mit den Armen, er ist stumm wie ein Karpfen, erinnert sich aber aus Gewohnheit an seine Fähigkeit zu sprechen, klappt den Mund auf und der Charonspfennig kullert dem Fährmann entgegen. Pantomime ist zwar nur ein Ersatz fürs Sprechtheater, aber es geht. |
Pressetext |
Vernissage |
Die 09.
Ausstellung im Jahresprogramm Park&Ride
des EINSTELLUNGSRAUM e.V. |
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