Fahrt ins Blaue

Zeichnungen von Stefan Oppermann
08.09.- 23.09.2005

Einführungstext: Elke Suhr

Herzlich Willkommen liebe Freunde und Gäste des EINSTELLUNGSRAUM. Vielen Dank, lieber Stefan Oppermann und Simon Starke für die interessante Ausstellung.
Simon Starke wird ab 21h, wenn es dunkel wird, vier seiner Videobagatellen zeigen, die eigens für diese Ausstellung zusam-mengestellt, bzw. produziert wurden und selber anfangs ein paar erklärenden Worte dazu sagen.

Zu den Arbeiten von S. Oppermann werde ich Sie jetzt ein paar Minuten beanspruchen.
Zuvor noch sachliche Informationen:
Getränke gibt es im Keller zu kaufen.
Am 17.09. einen Tag vor der Bundestagswahl, haben wir eine Sonderöffnung von 17-22h, organisiert durch die Galerieaktion der Rote Punkt. Zur Busfahrt durch den Hamburger Galerieosten können Sie sich telefonisch anmelden. St. O. wird hier auch anwesend sein und wir bieten außerdem unsere Jahresgaben an.


Nun zu St. Oppermanns Fahrt ins Blaue. Er formuliert mit den vorwiegend Schwarz-Weiß-Zeichnungen seine Position zum Jahres- thema das Paradies und das Auto. Dies ist die bereits 6. Position in 2005 hier im EINSTELLUNGSRAUM. Diese spannungsreiche Vorgabe wurde bisher, erlauben Sie mir zu erinnern, formuliert 1. durch die Möglichkeit der Ortsveränderung  (Torsten Bruch), 2. durch die Reflektion von einer bestimmten Erinnerung (Carl Vetter), 3. durch die Umkehr der Werte, also das Gegenteil (MN Petschatnikov), 4. durch die Durchdringung mehrschichtiger Plateaus (Annalena Grau) sowie 5. durch "das Paradies im Kopf", die Virtualität (Siegfried Fuhrmann).

Was zeigt uns nun Stefan Oppermann?
Er nennt seine Bilder Erfindungen für eine bessere Welt. Der entspre-chende Katalog ist hier käuflich zu erwerben.

Seine Erfindungen erscheinen als figürliche Muster, die einfach ablesbar zu sein scheinen. Manch merkwürdige Situation wird darin vorgestellt, z.B. ein gummiartiges Auto, welches ein kleines menschliches Wesen wie eine zähe Masse hinter sich herzuschleppen scheint.
Surreale Methoden wie Dalí verwendet er aber nicht, sagt er. Dafür seien "die Dinge" zu real. Außerdem: "Es bringt nichts, etwas zu formulieren, weil der Betrachter doch damit macht, was ihm entspricht".

Wie ist das zu verstehen  -  formt Stefan Oppermann nichts?

Zunächst einmal zeichnet er, setzt Zeichen mit deutlichen Konturen aus schwarzem Fettstift auf rauhes Papier, sodass die Farbspur in feinstes Punktraster aufreißt. In den größeren Formaten übersetzt er diese Methode in akribische Kugelschreiberschraffuren.
Die Zeichnungen wirken wie Reinzeichnungen am Ende eines langen Entwurfsprozesses.
So ist es aber nicht.
Ich durfte einen Blick in seine Skizzenbücher werfen. Dort sind Bleistiftzeichnungen mit einem vergleichbar definierten Strich zu sehen, gleichsam Reinzeichnungen aus dem Kopf, als folge er einem inneren Diktat. In den Zeichnungen hier an der Wand kommt die Differenzierung der Binnenform durch Licht-und Schattenzonen dazu, sodass eine Illusion von Dreidimensionalität entsteht. Formen also schon. Stefan O. verzichtet aber darauf, diese scheinbar so erzählerischen Formen in einen ortbaren Raum zu fügen. Es gibt keinen definierbaren Ort, keine definierbare Lichtquelle.
Formen im Irgendwo.
Die Gebilde erinnern an technische Zeichnungen, Erfindungen eben, isoliert vorgeführt wie in einem Katalog.
Wenn St. O. sich auch als Ironiker versteht, so erzeugen die Zeichnungen bei mir jedenfalls ein Gefühl von Manie, von einer fast zwanghaften Präzision, der sich der Zeichner verpflichtet, die seinen unerschöpflichen Ideenfluss kanalisiert.

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