EINATMENAUS
Waltraut Klessner und Ina Schlafke Redetext : Sigrid Puntigam Geehrte Gäste,
Im Erdgeschoss sehen Sie Ina
Schlafkes
Arbeit, die ich Ihnen vorstellen möchte.
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Der Baum als
Bedeutungsträger in
der Kunst und Kulturgeschichte bietet ein breites Assoziationsfeld, sei
es als Lebensbaum, Baum der Erkenntnis, als Naturgottheit usw.
Solch
harmonischen, angenehmen Vorstellungen vom Wald als ‘Grüner Lunge'
oder vom Baum als schützendem Dach tauchen jedoch bei der
Betrachtung
der Installation von Ina Schlafke nicht auf, weil tote, abgestorbene
Stämme,
die vielleicht aus einem sauren Wald stammen, dieses bizarre
Gerüst
formen. Sie tragen kein Blattwerk mehr, sind kahl und brutal auf
ihre Gerüststruktur reduziert. Als ob eine graphisch-Iineare
Struktur der Zeichnung raumbezogen umgesetzt und zum körperlich
plastischen Zeichen sich wandelt.
Die Stämme stehen nicht planlos vereinzelt im Raum, sondem bilden ihrerseits wieder Gruppen und Räume im Raum. Im rückwärtigen Teil formen sie einen Kreis, im vorderen Bereich ein Dreieck. Assoziationen an magische Orte, Kultstätten und rituelle Räume tauchen auf. Aber Bäume besitzen nicht nur ein ,Oben', den sichtbaren Teil über der Erde, sondem auch einen verborgen Teil ,ein Unten'. Die Wurzel, die unverzichtbar lebenswichtige Verbindung zur Erde, sitzt unsichtbar unterirdisch. Aus dem Mutterboden beziehen Bäume die Nahrung, die Kraft für das Wachstum, die Bodenhaftung und den Halt. Die Stämme Ina Schlafkes jedoch sitzen glatt und scharf auf dem Kachelboden auf, sind brutal gekappt, ihrer Wurzeln und der Erdverbindung beraubt. Sie formen eine labile Gerüstkonstruktion, in der wir uns bewegen und die ständig die Gefahr birgt, dass die Balance, das feine Gleichgewicht, bei der kleinsten Störung verlorengehen und alles zusammenbrechen kann. Dieses sensible Gefüge spiegelt für die Künstlerin nicht nur den Naturzustand, sondem funktioniert ebenso als Seismograph, als Ausdruck der Befindlichkeit der inneren Landschaften, der Seelenlandschaften. Die Schwelle zwischen Außen und Innen wurde Ina Schlafke angesichts des Höllenschlundes des Vesuvs bei Neapel bewusst. Fast wie Karl Philipp Moritz, der 1786 aus seinem Alltag nach Italien flüchtete und schreibt: "Bin ich denn wirklich derjenige, frage ich mich oft, der noch vor wenigen Wochen ... wie das Ross in der Mühle alle Tage denselben Kreislauf begann?" |
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