Pressetext
Olafur Gislason
Theater Real
Ausstellungseröffnung am Donnerstag,
29. Januar 2004, um 19.00 h
im Einstellungsraum e.V.
Wandsbeker Chaussee 11
22089 Hamburg
Ausstellung
29. Januar - 28. Februar
2004
Geöffnet
täglich 18.00 h bis
20.00 h
und nach Vereinbarung
Tel / Fax: 040 - 251 41
68 oder 040 - 250 52 09
Ein Projekt für die Wandsbeker
Chaussee im Hamburger Stadtteil Eilbek
Hintergrund
Der Schwerpunkt meines künstlerischen
Entwicklungsprozesses der letzten zehn Jahre liegt auf dem Ausdruckswillen
und den Ausdrucksmöglichkeiten von Nichtkünstlern. Zentrales
Thema ist der einzelne Mensch in seinem Umfeld, der Mikrokosmos Mensch,
in dessen persönlichen Erfahrungen sich gesellschaftliche Befindlichkeiten
spiegeln. Ich gebe Menschen gleichsam eine Stimme in erweiterter Öffentlichkeit
und verfolge dabei Fragestellungen, in denen sich persönliche Schicksale
und allgemeine gesellschaftliche Fragen berühren, z.B. Themen wie
Angst, Ausländersein, gesellschaftliche Stellung von Arbeitern, demokratische
Stadtgestaltung.
Meine letzten Arbeiten habe ich im musealen
Kontext realisiert: "Global Marriages" im Kunstmuseum Liechtenstein im
Rahmen der Ausstellung "Migration" (Juni 2003) und "Träumen
in Hannover" im Sprengel Museum Hannover (Mai 2002). Im Zentrum beider
Arbeiten standen am Ort der Ausstellung lebende Einwanderer.
"Theater Real"
In dem Projekt "Theater Real" setze ich
eine Bühne als skulpturales Objekt ein und zwar im öffentlichen
Raum einer Straße. Seit achtzehn Jahren lebe und arbeite ich in unmittelbarer
Nachbarschaft der Wohn- und Geschäftsstraße Wandsbeker Chaussee
und beobachte die Fluktuation der zahlreichen kleinen Läden, die versuchen,
an der stark befahrenen Ausfallstraße zu überleben. Die Geschäfte
bieten ein breites Spektrum von Menschen und Kulturen. Vor dem Hintergrund
der seit Jahrzehnten unaufhaltsam voranschreitenden Verdrängung kleinerer
Geschäfte in Randlagen durch Einkaufszentren und Großhandelsketten
interessiert es mich, diese konkrete Situation aus dem Blickwinkel der
Geschäftsinhaber zu zeigen.
Im Bereich Wandsbeker Chaussee Hausnummer
7-19 haben sich sieben Geschäftsinhaber bereit erklärt, an dem
Projekt "Theater Real" teilzunehmen.
Hannelore Zieme, MZ-Hausmeisterservice,
Wandsbeker Chaussee 7
Elke Suhr, Einstellungsraum e.V.,
Wandsbeker Chaussee 11
Gunther Gutschmidt, Gutschmidt-Optik,
Wandsbeker Chaussee 11
Henry Meyer, Fahrrad-Löwe,
Wandsbeker Chaussee 13
Deniz Usta, Istanbul Friseur, Wandsbeker
Chaussee 17
Ellen Nissen, Bücherkiste,
Wandsbeker Chaussee 17
Timo Fintzen, Tabakwaren, Wandsbeker
Chaussee 19
Grundlage der späteren filmischen
und skulpturalen Umsetzung sind Interviews mit den Geschäftsinhabern.
Über die dokumentarische Herangehensweise
hinaus entstehen in Kooperation mit den benachbarten Ladenbesitzern Spielszenen,
die im "Theater Real" filmisch aufgeführt werden. Die Geschäfte
der Teilnehmer dienen als Kulisse für reale und gespielte Situationen.
Der Ladentisch des Verkäufers
bildet die unsichtbare Grenze zwischen
der privaten und der öffentlichen Person.
Der Einstellungsraum e.V., Ort zur Vermittlung
von Projekten zwischen Autofahrern und Fußgängern, ist in eine
Bühne für die Inhaber der benachbarten Geschäfte verwandelt
worden. Der Raum wird zum Zentrum des Projekts "Theater Real", während
die umliegenden Geschäfte z.Zt. gleichsam Außenstellen um
dieses Zentrum herum bilden. Die Bühne
mit dem Film nimmt den vorderen Teil des Ladens ein,
während sich der Zuschauerraum im
Inneren befindet, so dass das Schaufenster mit Blick auf die stark befahrene,
vierspurige Wandsbeker Chaussee zur Kulisse wird.
In den benachbarten Geschäften läuft
im "Realraum" der Alltag weiter. Während der Spielzeiten im Einstellungsraum
e.V. bin ich am Wochenende anwesend, um auf Fragen zu antworten.
Von Montag bis Donnerstag vermitteln die
Ladeninhaberinnen das Ausstellungskonzept.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen,
die Situation an der Wandsbeker Chaussee aus der Perspektive der Inhaber
der benachbarten Geschäfte zu erleben.
Das Projekt wird gefördert im Rahmen
des Programms "Kunst im öffentlichen Raum" der Kulturbehörde
der Freien und Hansestadt Hamburg, FO`KO
Forum für kulturelle
Kooperation e.V. und dem EINSTELLUNGSRAUM
e.V.
Olafur Gislason
Hamburg, 14. Januar. 2004
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