Zentrifugalnotiz
Stefan Wiegleb: Iris & Epidermis, 
Zentrifugalnotiz, 100 x 100 cm, 2002
Binderfarbe auf Papier

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Wenn Wiegleb sagt: ICH BIN DAS PIGMENT, so wird sein Ich also in einem identifikatorischen Akt multipliziert mit den unzählbaren Elementen, die von seiner Malmaschine zentrifugierend gleichzeitig in viele Richtungen des Raumes geschleudert werden. Das anfangs bestimmte Zentrum wird entleert, der Ichstoff verflüchtigt.
Der von Macht und Ohnmacht bestimmte Prozess führt zu keinem geplanten Ziel, sondern hinterlässt Spuren, die unter ästhetischen Kriterien betrachtet werden können, soweit diese von widerständigem Material notiert wurden.

Die vorgeblich menschliche Beherrschung der Maschine ( Weibel: Die Beschleunigung in der Chronokratie) wird durch Wiegleb als Täuschung vorgeführt.
Von außen als ästhetisches Zeichen apostrophiert, ist der Vorgang vom Pigment her zwangsläufig. Der Künstler setzt Randbedingungen, die gestisches Malen auf den Anfangsimpuls verkürzen, den anschließend mechanischen Prozess der Zentrifuge als notwendige Folge daraus ableiten. Wenn Wiegleb behauptet: ICH BIN DAS PIGMENT ist er Beschleuniger und Beschleunigtes zugleich.
aus: Konzept: Zentrifugalnotizen / Einstellungsraum  8/2002 / Elke Suhr

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