Vortrag Prof. em. Dr. Jan J. Vogeler
zum Ende der Utopie des sowjetischen Sozialismus
02. 07. 2001
EINSTELLUNGSRAUM e.V. Hamburg,
anläßlich der Ausstellung
Shortstorys auf der Heide
Tonbandabschrift Elke Suhr
Prof. em. Dr. J.J. Vogeler

Direkt vor mir ist ein Bild, an der Wand dort, meines Vaters dargestellt, das zeigt den Kreml 1923, in den mein Vater mit seiner 2. Frau, meiner Mutter 1923 fuhr.  Dort bin ich geboren, in diesem Haus links.  Diese Bild kann etwas ein Beispiel sein für..., mit denen damals Heinrich Vogeler auch für andere Menschen die Entstehung der Sowjetunion nach der Revolution 1917 und auch dass eine neue Gesellschaft dort entstehen wird.
Kurz danach, 1925, sind meine Eltern wieder nach Deutschland zurückgekehrt und bis Hitler kam waren wir dann in Berlin.  Und dann bin ich mit meinen Eltern also nach Moskau gekommen und bin seither ein Zeitzeuge geworden der sehr schwierigen und komplizierten, widersprüchlichen Entwicklung in der Sovietunion.

Ich möchte mich bei den Anwesenden erstmal bedanken, weil die Ausstellurgsgruppe mich eingeladen hat und mir die Möglichkeit gibt, hier zu sprechen.  Ich möchte solche Sachen über die Sovietunion erzählen, die ich selbst erlebt habe und die
n i c h t in der Ihnen zugänglichen deutschsprachigen Literatur dargestellt sind.  
Nr. 1-.  Diese Zeit, 1923 - 1928, das war die Zeit, als Lenin starb und sich ein Kampf in der Führung der damaligen kommunis- tischen Partei der SU zwischen Stalin und einem der eigentlichen theoretischen Nachfolger Lenins, Nikoloj Bucharin, entwickelt hat.
Ich möchte kurz ein Wort über Bucharin sagen.  Er wohnte auch in diesem Haus, er war Nachbar meiner Großeltern, mit denen ich als Kind - aber meine Mutter - ich habe damals als kleines Kindchen dort gelebt.
Hier in Hamburg wurde im selben Jahr 1923, aber ich glaube nicht, dass man es in den Bibliotheken hier noch finden kann, nach der Zeit des Nationalsozialismus, eine deutsche Übersetzung einer völlig vergessenen, grundsätzlichen Arbeit

von Bucharin in deutsch in Hamburg '23 veröffentlicht- ich wette, dass von den kühnsten Sovietologen, meinem Freund Walter Leonhard als Beispiel und vielen anderen, keiner diese Arbeit von Bucharin gelesen hat.
Sie hieß:

Die Ökonomie der Transformationsgesellschaft,
also der Übergangsgesellschaft von der alten vorrussischen Gesellschaft zu der zukünftigen sozialistischen.  Das war eine einzige große wissenschaftliche Arbeit von Bucharin über die sogenannte Neue ökonomische Politik ( NEP).
Einige Gedanken NEP's möchte ich kurz anführen: Er war der Meinung-, zum Unterschied von Stalin-, dass man zu den rückständigen Bedingungen des damaligen Russland mit 25 Millionen Bauern, -höfen, nur 3 Millionen Arbeitern, eine kapitalistische Marktwirtschaft in Russland zulassen muss, die die Voraussetzurgen schaffen wird, dass man später mal eine sozialistische Gesellschaft aufbauen kann. Das war eine Konzeption, die Stalin nicht akzeptiert hat, und Ende der 20ger Jahre, genau im Dezember 1928, wurde Bucharin aus dem Politbüro rausgeschmissen.  Damit endete 10 Jahre später in Moskau bei diesen großen Prozessen, wurde er erschossen.
Unverständlich: was Stalin...............  wollte..............  alles

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch etwas sagen und zwar zu der ökonomischen Grundlage für den Untergang der Sovietunion- das war kein Sozialismus, das war eigentlich ein Staatssozialismus, alles gehörte dem Staat.

Und dieses System konnte nicht erfolgreich, effektiv leben, sich entwickeln, - Dinge, die zur Verwirklichung einer Utopie dienen.  Das ist insofern sehr wichtig, weil dieses Problem, dass also eine Liquidierung des Privateigentums als Revolutionsmittel, die Vergellschaftung dieser Produktionsmittel in ein Staatseigentum, das hat sich als völlig unmöglich erwiesen.  Das ist (aber) in der Sovietunion verwirklicht worden.  Aber das gehörte dazu, dass eine neue Klasse wenn Sie so wollen, eine neue Schicht, die sogenannte Nomenklatur, der Parteiapparat (entstehen konnte), der dieses ganze r i e s i g e Staatseigentum, alle Häuser, alle Wohnungen, Grund und Boden, alle Reichtümer gehörten.  Das war e i n e der Ursachen, dass dieses Experiment irgendwann einmal nicht gelingen konnte.


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