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Der reine Naturalismus,
das akribische Abschildern würde diesen Raum des
Imaginären nur
stören. Genaugenommen sind diese Bilder gar keine
Bilder von ir-gendetwas
Konkretem, sondern sie repräsentieren Bilder, und
zwar solche, die
im kollektiven Bildgedächtnis der Erinnerung
schlummern, die Hoops,
über das konkret Dargestellte hinausgehend,
aufruft.
Hoops
gestaltet
diese Bilder als Bühnen, auf denen man eine Handlung
erwartet. In
der Erwartung des Zukünftigen füllt man diese Leere
mit der Erinnerungen
an Gewesenes, jeder mit seinen eigenen. Doch liegt
diese latente Spannung
nicht nur an der Leere, sondern auch daran, wie er
sie inszeniert.....
.....Während
sich
die Kunst im Laufe ihrer Entwicklung immer mehr von
der Bewahrung
und Weiterentwicklung des kollektiven Bilderschatzes
ab- und einem kunstimmanenten
Diskurs zugewandt hat, hat der Film diese Aufgabe
übernommen. Der
Film eignet sich im Gegensatz zum klassischen Bild
besonders gut als Verwahrer
und Förderer des kollektiven Bildgedächtnisses, weil
er das sich
in Strömen bewegende, fließende Erinnerungsvermögen
buchstäblich
materialisiert. Über den Umweg des Films findet
Hoops wieder zu einem
fast altmodischen Bildbegriff zurück, der
ursprünglich mal der
der Malerei war: die allgemeinen Bilder hinter den
Einzelbildern aufzuspüren
und dafür eine gültige Form zu finden. Hoops findet
diese Form
in denjenigen Bildern, die die Erwartung schüren,
die Versprechungen
verheißen, die Veränderungen ankündigen: die Straße
als Richtung, der Tisch als Leere, das Schaufenster
als Verlockung, die
Treppe als ungewisses Wohin, kurz: Bilder, die als
stillstehende Bilder
dennoch Bilder des Übergangs sind und so auch
verstanden werden können,
weil wir sie aus den Filmen kennen. ....
Konsequenterweise
hat
Hoops in dem Film, der dieser Ausstellung ihren
Titel gibt, seine Zeichnungen
nicht beschleunigt oder gar szenisch gefüllt. Das
Filmische seiner
Bilder liegt gerade nicht in der Imitation schneller
Schnitte, sondern
in dem Moment des Transitorischen jedes einzelnen
der für sich gültigen
Bilder. Durch die Überblendtechnik, in der sich ein
Bild langsam aus
dem anderen heraus entwickelt, belässt der diesen
Moment des Überganges
in den Bildern selbst und verlegt ihn nicht zwischen
die Bilder, wie in
einer filmischen Sequenz, in der die Einzelbilder
nur Teile eines größeren
Bewegungsablaufes sind. Er rück-übersetzt nur das in
den Film,
was er in den Zeichnungen selbst macht: das
Sich-Herausschälen der
Bilder aus dem Dunkel der Erinnerung, den schwarzen
Strichlagen der Zeichnung,
zu einem Ton von Ernst Kretzer. Auch hier formieren
sich aus den Schwingungen
Töne, die hinter dem Besonderen der Melodie das
Allgemeine des Klanges
aufrufen und damit an Gehörtes erinnern......
aus:
Veronika
Schöne, Einführungstext, 25.09.03
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