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Elke Suhr  Foto: Ludger F.J.Schneider

Stirb und Werde. Läuterungsmuster und Ottomotor

Elke Suhr zu PROGRESSIO 17.06.2011 EINSTELLUNGSRAUM



1. Einleitung

Ich freue mich sehr, nach dem intensiven Vortragszyclus  heute nun auch  zu Ihnen/Euch sprechen zu dürfen. Vielen Dank allen für Ihre/ Eure komplexen Informationen und die investierte Zeit.



Nach Frau Baireuther, Referentin bildende Kunst, der ich ganz besonders danke, einmal dafür, dass sie unsere Arbeit seit vielen Jahren so akribisch betreut und zum anderen dafür, dass sie heute persönlich hier vertreten hat, wie es sich mit den unverzichtbaren materiellen Rahmenbedingungen dazu verhält, möchte ich nun darüber sprechen, was mich zur Gründung des EINSTELLUNGSRAUM vor 10 Jahren veranlasst hat.

Mir ist bewusst, dass ich hiermit ein Thema vorstelle, über das man eigentlich nicht sprechen kann, schon gar nicht in quasi Alltagssprache. Dafür haben die Menschen die Sprache der Kunst, Philosophie und Dichtung entwickelt. Ich werde also Formulierungen von Kundigen zitieren, um die / meine Gedanken zu transportieren. Ich bitte vorab um Nachsicht, sollte ich etwas verdreht vorbringen.

Es geht um Weg und Fahrzeug.
Das Problem ist, dass dieser "Weg" für dieses "Fahrzeug" nicht bestimmt ist, dass das Fahrzeug aber mimetisch vorgibt, nach dessen Regeln zu funktionieren. Warum wieso? Vielleicht gelingt es, sich der Antwort auf diese Frage ein Stück zu nähern.
Es geht um das Läuterungsmuster (Weg) von Thomas Norton, einem Alchemisten der Renaissance, und um die Zeichnung des 1. atmosphärischen Flugkolbenmotor (Fahrzeug) von Nikolaus August Otto.
Wir haben in 2004 schon mal ein Jahresthema dazu gemacht. Diese beiden Muster wurden damals aber nur peripher behandelt.

Ich freu mich, dass ich hier nun die Gelegenheit bekomme, das Dilemma der angedeuteten Musterverschränkung  ausführlich vorstellen zu können. Hoffentlich wird durch meine Ausführungen klar, wieso wir die Arbeit hier noch nicht aufgegeben haben und auch in 2012 fortsetzen werden.

2. Stirb und werde oder das plutonische Prinzip

So heisst der erste Teil meines angekündigten Vortragstitels. Ich versuche, den großen Spannungsbogen zu setzen, der auf das Ganze zielt. Jedes Leben spannt sich 
zwischen diesen beiden Polen. Ich betrachte hier zunächst den Bogen als solchen mit Ihnen, bevor ich ihn auf Ottomotor und Läuterungsmuster hin ausdehne.

"Stirb und werde", damit meine ich nicht physischen Tod und Reinkarnation, sondern den Werdensprozess des Lebendigen generell, der nicht ohne Krise, Abschied, Auflösung überholter Strukturen usw. auskommt.

Mit "Stirb und werde" zitiert man jeweils ein Zeile aus J.W. v. Goethes Gedicht "Selige Sehnsucht" aus dem "Buch des Sängers' im West-östl. Divan von 1819. "Und so lang du das nicht hast, diese Stirb und Werde! bist du nur ein trüber Gast auf dieser dunklen Erde." lautet die ganze Passage vom Ende des Verses. Es geht darin um den Werdensprozess der ganzheitlichen Selbsterkenntnis.

In der griechischen Mythologie steht auf dem Weg zur Grenze vorm Abgrund Kerberos, der Höllenhund. Er bewacht den Eingang in das Reich der Toten, in dem Pluto/ Hades herrscht. Hades ist ein Bruder des Blitze schleudernden Lichtgottes Zeuss/Jupiter. (In unserem Planetensystem wurde der Planet so benannt, der am weitesten von der Sonne entfernt ist.)

Pluto/Hades wurde zum Herrscher der Unterwelt, nachdem Jupiter/Zeus ihrem gemeinsamen Vater Saturnus/Chronos die Herrschaft über die Welt entrissen und sie mit seinen älteren Brüdern Neptunus/Poseidon und Pluto/Hades geteilt hatte. Als ihm keine Göttin als sein Weib ins Reich der Schatten folgen wollte, raubte Pluto sich die Proserpina/Persephone. (wiki) Soweit der Mythos.

Pluto/Hades der Mythologie beherrscht sozusagen den Keller, in dem jeder/jede seine "Leichen" versteckt hat.

Dem Helden, Herakles - geweiht und entsühnt - gelingt es unter dem Schutz von Athene, die Macht des Hades einzuschränken,  d.h. sowohl in dessen Reich einzudringen als auch wieder ins Leben zurückzukehren. Unsere christliche Kultur bietet dafür Entsprechendes.
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Istituto Italiano di Cultura Amburgo

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