So wie wechselnde Witterung auf unsere
künstlerische Verfassung einwirkt, mit
angenehmen Gefühlen oder Unbehagen,
lässt sich gleichfalls von einem
Seelenklima sprechen, je nachdem wie
natürliche und soziale Faktoren uns
prägen. „Angst essen Seele auf“ bringt
das gerade in unserer Zeit deutlicher
gesellschaftlicher Widersprüche auf den
Punkt. Arbeiten bezogen auf das Jahr
1943 und heute, gegenübergestellt, auf
der einen Seite seelenlos erscheinende
Täter, dargestellt u.a. durch ihre
Mordprotokolle, Abb1, auf er anderen
Seite Opfer: Portraits, denen das
Seelenklima aus dem Gesicht spricht,
Abb.2. Dokumentiert sind die ersten 14
Tage, 14x4.000 Tote oder 166 pro Stunde,
die Liste sollte von Besuchern
weitergeführt werden, um ein Gepür für
die Anzahl der Opfer zu finden. Damals
wie heute geht es um Ausgrenzung.
Ein scheinbares „Wir schaffen das“ ließ
die Hoffnung auf einen Platz in diesem
Gesellschaftsklima entstehen. Diese
Einladung und ihre wahre hintergründige
Bedeutung verdeutlichen die Bilder des
zweiten Teils der Ausstellung. Einladend
erscheinende Stühle entpuppen sich als
ungeeignet und hindernd, zunächst schön
wirkende Landschaften (Aquarelle) werden
von Blutspuren oder giftig-grellen
Farben gestört.
Almut Broer, 2020
Gefördert von der Behörde für
Kultur und Medien der Freien und Hansestadt
Hamburg und Bezirk Wandsbek