Dr. Heidi Salaverría:
Der Eros des Zweifels, oder: Metaphysischer Liebeskummer 

Der Vortrag nimmt Nortons Denkmodell, das Plotins Kosmologie verbildlicht, zum Anlass, um von dort eine Brücke zu Augustinus’ zu schlagen. Augustinus’ Sehnsucht nach Gott, sein metaphysischer Liebeskummer, lässt sich lesen als ein frühes Modell permeabler Subjektivität, in dem der Zweifel zentral ist. Es ist jedoch ein Zweifel, der zugleich lustvoll ist, ein Eros des Zweifels. Wie dieser modern gedacht werden kann, wird sodann anhand von Hegels Beschreibung des Außer-Sich-Seins vertiefend erläutert: Wir müssen anders werden, durch das andere hindurchgehen, um uns selbst verorten zu können. Dieser Prozess kommt jedoch nie zu einem Abschluss. Abschließend wird eine Brücke zu William James’ geschlagen. Auch bei James gibt es indirekt einen Eros des Zweifels, und zwar in der Begegnung von alt und neu. Vorübergehend lässt sich dieser Zweifel überwinden, wenn sich alt und neu vermählen. Diese Bewegung ist in jedem schöpferischen Prozess zu finden, deswegen ist es wichtig, sie sichtbar und erfahrbar zu machen.