Peter Lynen: Der blinde Fleck
Zeichnungen, Bilder und Objekte

24.08.-15.09.2006


Liebe Gäste,
liebe Freunde des EINSTELLUNGSRAUM e.V.


Peter Lynen hat mich gebeten, ein paar Worte zu Ihrer Begrüßung zu sprechen, weil ich anscheinend immer so komische Sachen sage.

Peter Lynen ist den Anwesenden wohl allen bekannt, hier steht er, vielen Dank erst mal Peter für deine Ausstellung, die du uns hier inszeniert hast.

Ja, komische Sachen also, wahrscheinlich persönliche Sichtweisen sind gemeint, die ich jetzt kurz mal ausbreiten werde, um Ihnen einen Ansatz zu Ihrer eigenen Betrachtung der Installation hier zu geben.

Es gibt in dieser Ausstellung viel zu sehen:
im ebenerdigen Hauptraum vorwiegend Malerei, im Untergeschoss vorwiegend plastische Arbeiten / Installationen; keine Videos, keine Fotos.

M.E. ist dieser Raum hier am besten zu erkennen, wenn man sich nahezu allein darin aufhält - zu erkennen nicht allein durch den Sehsinn, sondern dadurch, dass man alle inneren Antennen ausfährt und die Orte der Exponate auf die innere Wage legt. Dann ist zu spüren, das große Dunkle oben, das lichte Gelbe unten, das Bild und das Polster, eine Gewichtsverteilung, die das Volumen dieses Raumes  erscheinen lässt. Aber nicht üblich funktional, als Eingang, Beleuchtung, Treppe, usw., sondern wie ein fast körperliches Gegenüber, ansatzweise wie in  SLOTERDIJKS Sphären.
PETER LYNEN SAGT, ER SEI IN SOLCHEM KUNSTRAUM IMMER WIE ZU GAST IM EIGENEN KOPF.
Um dies zu erfahren, müssen Sie eben während unserer Öffnungszeiten in den nächsten 3 Wochen noch einmal kommen.
Wie im eigenen Kopf...
....ach so, da scheint was abgetrennt zu sein.
Wenn man in den Keller geht, findet man dort die körperlich plastischen Objekte, hier oben die mehr abstrakten Modellbilder.
Ach so, Denkfiguren?
Das Gelb,... van Goghs Gelb liegt als Folie über den Bruchsteinen und grenzt Teile der Wand und die Sitzflächen aus. Lichtes Gelb, Licht-Energie oder die Farbe des Bieres?
Peter hat auf Letzteres hingewiesen durch seine angehefteten Bierdeckel.
Bier, d.h. gemalenes Korn, der Saft der Gerste mit ihren langen spitzen Granen?

Bevor dieser Ansatz zur vertiefenden Betrachtung weitergeführt wird, soll erst noch mal genau hingesehen werden.
Die Treppe des Raumes führt zu den plastischen Objekten im Keller. Oben, auf der Wand über der Treppe, hängt eine kleine Arbeit mit Fingerabdrücken und einer Art Schutzbrillenzitat im weißen Feld.
Warum gerade hier, ...so hoch oben, wo ich also ohne Leiter gar nicht drankomme, der Fingerabdruck auf einer Fläche, die eigentlich gar nichts zum Berühren anbietet?

Es liegt nahe. Es geht um den Versuch, gerade das zu begreifen im doppelten Sinne, was über der normalen Handlungs- bzw. Denkebene liegt. Um zur Erkenntnis zu gelangen, lehrt uns die abendländische Kultur, ist das Tier zu töten. Wir finden es hier im Keller, dem Lager bzw. Wiederauferstehungsraum auch vor, in die Wurst gepresst und in feine Scheiben geschnitten, aber nicht zum Verzehr geeignet, sondern in Giesharz gegossen, gerahmt der Erinnerung - mahnend leicht verblichen -  beigegeben.
Fast tageshell beleuchtet strebt in deren Nähe die "Champignonkultur" nach oben als stählerne Konferenztischanordnung auf schwankenden Boden, in dem immerhin noch der Holzwurm seinem natürlichen Tagewerk nachgeht.

Was hat das alles mit dem vorgelegten Thema unseres Ladens in 2006, dem Steuern und Lenken, zu tun?

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