Steuermann, fass das Steuer an!

Einführung: Manfred Kroboth
EINSTELLUNGSRAUM e.V. 18.06.2006

Steuern und Lenken - das ist doch dasselbe, oder zumindest das Gleiche -  dachte ich.
Aber warum sagt man, dass man einen Wagen lenkt - und nicht steuert-, obwohl man doch im Auto hinter dem Steuer sitzt? Und die Mechanik, die man damit betätigt, heisst dann wieder Lenkung.
Auf Schiffen gibt es einen Steuermann - oder eine Steuerfrau - aber keinen Lenkmann, auch keinen Lenker, den gibt's beim Fahrrad. Früher gab es Wagenlenker, aber denen begegnet man nicht mehr so häufig.
Dann gibt es neben dem Steuermann auch noch den Steuerbe- rater, aber der hat wieder nichts mit dem Lenken zu tun.
Wo ist nun der Unterschied?

Lenken beschränkt sich fast ausschließlich auf die Fortbewegung zu Lande. Steuern kann man im oder auf dem Wasser, in der Luft und bei komplexen Abläufen in der Technik, aber auch in ökonomischen und sozialen Feldern. Steuerungstechnik ist eine Ingenieurswissenschaft; und die zweite Bedeutung des Wortes Steuer  lässt vermuten, dass es sich hierbei nicht einfach um die Finanzierung des Staates handelt, sondern dass es um Lenkung gehen sollte.
Wenn man sich die Wortsstämme anschaut, muss man leider feststellen, dass dieser Rückschluss falsch ist. Das Wort Steuer leitet sich von Stütze ab und, während es in der einen Bedeutung zu Unterstützung (des Staates) wurde, entwickelt sich der Wortstamm andererseits in Richtung abstützen, abstoßen. Aus einer langen Stange, mit der ein Boot im flachen Wasser vorwärtsgestoßen und gelenkt werden kann, hat sich zunächst ein langes Ruder an der rechten Schiffsseite (deshalb Steuerbord) und schließlich die heutige Form des Steuers am Heck entwickelt. Dies kann man gut in Jutta Konjers Fotozeichnung "Elbruderer,..."erkennen. *(Schiffers)

Das Wort Lenken hat den gleichen Wortstamm wie Gelenk, das mhdt. Wort lanke, und dies bezeichnete den biegsamen Teil des Körpers - die Taille, bzw. die Hüfte.
Lenken bedeutet also eigentlich biegen, verbiegen, krümmen. Man verbiegt den Weg, auf dem man sich befindet und damit verbiegt man auch die Landschaft, durch die man sich bewegt. (Hinweis)
Diese uralte Vorstellung scheint immer noch aktuell zu sein. Heute wissen wir, dass es - theoretisch - möglich sein könnte, den Raum zu krümmen, um schneller von Punkt A nach Punkt B zu kommen. (Albers)
Es scheint, dass Hans Albers über die Fähigkeit verfügte, allein durch Gedankenkraft den Raum zu krümmen. Ob er dafür eine bestimmte Droge benötigte, können wir heute nicht mehr feststellen.
Während Steuern - von seinem Ursprung her - die Fortbewegung mit einschließt und ohne eigene Bewegung nicht möglich ist, bewegt man beim Lenken nicht sich, sondern seine Umgebung, indem man sich biegt oder krümmt. Wer nicht über die Fähigkeit der Raumkrümmung durch Gedankenkraft verfügt, kann dieses Phänomen auch aus einem fahrenden Zug oder Auto erleben.

Beim Steuern und Lenken handelt es sich also um zwei diametral entgegengesetzte Handlungsweisen - das Stoßen und das Ziehen - und diese Dualität ist auch in dieser Ausstellung zu sehen.
Und obwohl so gegensätzlich, haben doch beide etwas mit Bewegung und der Frage, wie diese Bewegung verlaufen soll, zu tun. Deshalb ist der Steuermann immer eng verbunden mit dem Navigator - oder auch Astrogator. Sobald man sich in einer Landschaft - oder in einem Raum - bewegt, der keine Orientierungspunkte liefert, braucht man Hilfe.
Auf den offenen Meeren wurden deshalb die Sterne zu Rate gezogen. (Sternenhimmel)
Sie boten, bis zur Erfindung des Kompass, die einzige Möglichkeit zu navigieren. Auch heute noch navigieren wir mit Hilfe von - künstlichen - Sternen, die wir selbst in den Orbit geschossen haben. Die Satellitennavigation ist also keine wirkliche Neuerung, doch würde es den Rahmen der Veranstaltung sprengen, wollte ich dieses Thema weiter ausführen.

Ich fordere Sie nun auf, selbst durch die Ausstellung zu navigieren, zu lenken und zu steuern - aber bitte vor allem mit Hilfe der Gedankenkraft.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
*Die kursiv in Klammern eingefügten Begriffe bezeichen akustische Beispiele.
die an dieser Stelle des Vortrages gespielt wurden.

back