| Das Gedicht, das mit barocken Formen spielt,
greift auf ein altes Bild für die Vergänglichkeit des
Glücks zurück, die buntschillernde und so leicht und
schnell zerplatzende Seifenblase: Ich sah einst einen Knaben zart Bei einer Seifenblase stehen; Er lächelte nach Knabenart Und konnte sich nicht satt dran sehen, Und freute sich der lieblichen Gestalt, Und ihrer wunderschönen Farben, Die Grün in Rot und Rot in Gelb erstarben, Und hüpfte fröhlich auf – doch bald Zersprang vor ihm die Wunderblase, Und eine bittre Trän' lief über seine Nase. (W 59) So geht es auch uns in der Welt, sagt sinngemäß die zweiten Strophe. Denn hier, unter dem Mond, wie es nach dem alten Weltbild heißt, ist alles vergänglich, nichts bleibt, alles wankt „Und wandelt sich und spielt mit Farben / Mit Wasserblasen wunderbar. / Die armen Menschen traun - - - - -“ Es folgen fast anderthalb Zeilen lang nur Gedankenstriche – ehe die Strophe so endet: „Und raufen sich das Haar.“ Worauf die Menschen sich verlassen, was für sie zum Haareraufen ist, das muss von den Lesenden selbst ergänzt werden. Die letzte, traditionellerweise für die Moral von der Geschicht reservierte Strophe, empfiehlt dann als Lehre aus dem erzählten Gleichnis ein Gegenmittel gegen die Enttäuschung über die Vergänglichkeit der Welt – etwas, „das groß und herrlich ist und schöner als die Sterne“, ein „Ding“, wie es heißt, welches das armseligste Dorf zum Garten Gottes machen kann. Claudius weist darauf hin und verschweigt es zugleich, er verweigert einen Begriff: |
Ich nennte Dir das Ding zwar gerne,
Doch hilft' s nicht, dass man davon spricht. So rate denn: es fehlte jenem Knaben, ist unsichtbar, den Junkern ein Gedicht; Der Mann im Kittel kann es haben, Und mancher Ritter hat
es nicht.
Ein Rätsel wird den Lesern
aufgegeben. „Ding“, also „Sache“, bezieht sich nicht
nur auf konkrete, anfassbare Gegenstände. Einen
Hinweis, was es sein könnte, gibt das lateinische
Motto, das mit einem Horaz-Zitat eine Haltung anführt
– Gleichmut, lateinisch animus aequus – eine
Unerschütterlichkeit, wie sie die antiken Philosophen,
die Stoiker, an die der Titel „nach der Stoa“
erinnert, praktizierten. Was Du suchst, ist hier,
heißt es bei Horaz, nämlich in diesem elenden Dorf in
den pontinischen Sümpfen. Das aber steht bei Claudius
nicht im Gedicht, sondern außerhalb, im Motto, denn
erstens könnte es noch etwas anderes sein, und
zweitens könnte eine ausgesprochene Lösung in einem
Wort verdecken, dass es darauf ankommt, diese Haltung
im Leben zu verwirklichen, statt sie nur zu nennen. In einem anderen Gedicht
aus dieser Schaffensperiode – Wandsbeck
eine Art von Romanze – wird dieses Verschweigen
so begründet: Der Mann mit Mondstrahl
im Gesicht Wird’s suchen und wird’s
finden Doch jedem Narren muss
man's nicht Gleich auf die Nase
binden.
Der alte Claudius geht
weniger spielerisch vor. Die Zeiten haben sich
geändert. Aber auch wenn er im Alter oft direktere,
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