Können Schüler Helden sein?
Von Johannes Lothar Schröder

Die Frage danach, was wohl ein Held wäre, richtet Jules Buchholtz im Rahmen des Projekts „Heldenagentur“ an 8-11 jährige Schüler der Schule Richardstraße. Der EINSTELLUNGSRAUM bietet mit der Ausstellung von Rechercheergebnissen der Schüler - Zeichnungen und Textbeiträge (Gedichte, Fragen und Statements) - eine Schnittstelle zwischen dem Projekt und der außerschulischen Öffentlichkeit sowie zwischen Kunst, Trivialkultur und Pädagogik. Im Kontext dieser Verschaltung von Institutionen und Sparten wird eine Reihe von Aspekten des Heldenmythos ins Licht gerückt und lädt zur Beschäftigung mit einigen damit verbundenen Fragen ein.
1. Maßgeblich ist hier die Sicht von 8-11 Jahre alten Jungen und Mädchen
2. Warum werden gerade in diesem Alter Helden gesucht und gebraucht?

3. Zufällig war am Tag der Eröffnung der Ausstellung Lütje- od.  Altweiber-Fastnacht. Es ist der Tag an dem der Straßenkarneval beginnt und sich die Menschen in vielen Gegenden kostümieren.

Masken tragen
Der hier an vierter Stelle genannte Aspekt ist ein guter Einstieg in das Thema, denn alle diejenigen, die sich verkleiden, schlüpfen in ein Kostüm, das oft einer Wunschfigur oder einem Wunschwesen zugeordnet werden kann. Sie möchten ausprobieren, wie es sich anfühlt, Spiderman, die gute Fee, Luke Skywalker, eine Hexe, Räuber Hotzenplotz, Darth Vader oder ein anderes Helden-, Märchen- oder Fabelwesen zu sein. Wenn man für einen oder mehrere Tage bis Aschermittwoch in die Gestalt einer dieser geliebten oder gehassten Figuren geschlüpft ist, bleibt die Verkleidung nicht mehr nur äußerlich; denn unter dem Tarnmantel des Kostüms vollzieht sich eine wirkliche Verwandlung, die für viele Maskenträger spürbar wird.
Die Gründe dafür liegen z.B. im Tragen der Maske. Aus ihren Augenlöchern blickend, lassen sich die Blicke der Anderen beobachten, und man bemerkt, dass man nicht wie
gewohnt angeschaut wird. An den Blicken derjenigen, die einen gegenüber treten, sieht man den Unterschied; denn die Reaktionen weichen von denen ab, die man gewohnt ist. Diese Veränderung ermutigt den Maskenträger dazu, ein anderes Verhalten an den Tag zu legen; also vielleicht auch das eines Helden, dessen Gestalt man angenommen hat, auszuprobieren. Das erfordert Mut, doch je länger und intensiver man sich in dem Kostüm bewegt und sich darin zurechtfindet, desto mehr gewöhnt man sich an diese Persona, also die Verkörperung der Figur, in die man geschlüpft ist. Also wird es Zeit zu handeln. Damit bietet sich auch eine Gelegenheit, das Selbstbild oder die eigene Identität wirklich ein Stück weit zu verschieben, so dass man am Aschermittwoch, wenn das Maskenfest vorbei ist, ohne die Maske als ein anderer Mensch aufwacht.


Rituale
Das Aschenkreuz, das Katholiken am Aschermittwoch empfangen können, soll an die Sterblichkeit im Allgemeinen erinnern, bedeutet aber auch die Sterblichkeit einer tempo- rären Identität, die mit so einer Maske und Verkleidung aufgerufen oder verändert werden kann. Insofern bietet die Periode des Karnevals vom 11. Nov. bis Aschermittwoch, die „Fünfte Jahreszeit“, die sich über vier bis fünf Monate hinzieht, eine Gelegenheit dazu, etwas auszuprobieren. Sie kann also als ein Rest von gewöhnlich bei uns nicht mehr praktizierten Initiationsritualen gesehen werden. Der Betrieb des Karnevals ist im Rheinland und anderen Gegenden gesellschaftlich stark organisiert und beteiligt alle Generationen und gesellschaftlichen Klassen und Schichten.  Auf diese Weise erfahren die realen und fiktionalen Identitäten, die Rollen und die gesellschaftliche Rangfolge eine Überprüfung, was auch heißt, dass frühere Erfahrungen mit Masken und deren Übertra- gung auf eine Person, erneuert oder überprüft werden können.

Attribute und Eigenschaften von Helden
Kennzeichen von Helden sind spezielle Kleidungsstücke und Attribute wie Helm, Tarnkappe (Theseus), Embleme, die oft auf einem Schild oder auf einem Wams eingearbeitet sind, Waffen wie Keule (Herkules), Schwert, Laserschwert etc. Oft kommen dazu noch Reittiere oder Fahrzeuge und vieles mehr.
Die 01. Ausstellung im Jahresprogramm SCHNEISEN  des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
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Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek 
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