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Zwischen all diesen
Kräften, die Elke Suhr's Bilder in alle Richtungen zu
zerreissen scheinen, entdeckt man erst nach einigem
Betrachten ein weiteres Element, das allen zu eigen
ist: Es ist eine gestische Schleife, die alle anderen
kompositorischen Elemente durchwirkt, als ob mit ihr
die auseinander strebenden Vektoren, die von
selbstverschuldeten Katastrophen zerrissene
Wirklichkeit zusammengehalten werden soll. Etwas in
den Bildern ringt, allem Wahnsinn zum Trotz, um die
Wiedererlangung der verlorenen gegangenen Einheit.
In der alchimistischen Symbolik, auf die Elke Suhr in ihrem Werk immer wieder referiert, findet sich ein analoges Zeichen: das Bild der in sich verschlungenen Schlangen. Es steht für den verbindenden, schöpferischen Akt, für den Ausgleich zwischen dem männlichen und weiblichen Prinzip. Die Schlangen, gleichwohl wie die gestischen Schleifen, erfüllen dieselbe, oben angesprochen Funktion der Leiterholme: sie überwinden das lokale (auch sozio-ökonomische) Getrenntseins zugunsten nichtlokaler Transzendenz. Sie ermöglichen den Aufstieg in eine höhere, vertikale Wirklichkeit, die den Blick für die verloren gegangene Einheit öffnet. |
_________________ Verwendetet Literatur: - Thomas von Aquin, über die Einheit des Geistes, Stuggart, 1987 - Joseph Campbell, Die Kraft der Mythen, Zürich, 1989 - Mircea Eliade, Schamanismus und archaische Extasetechniken, Frankfurt a.M., 1975 - Anthony Giddens, Central Problems in Social Theory: Action, Structure and Contradiction in Social Analysis, London, 1979 - James Howard Kunstler, Geography of Nowhere, New York, 1993 - Hans A. Pestalozzi, Nach uns die Zukunft, München, 1982 - Thomas Piesbergen, Der kontextuelle Raum, Oxford, 2007 - Thomas Piesbergen, Ein Modell zur Genese kosmologischer Konzepte und ihrer Repräsentation im Raum in: Müller-Scheeßel (Hg.), Der gebaute Raum, Münster, 2010 - Matthias Rösener, Dialektik der Kontrolle, Münster, 1998 - Richard Sennet, Verfall und Ende des öffentlichen Lebens, Frankfurt, 1986 |
| Vernissage |
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| Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg | |
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