Christoph Riemer

Parken als Kunst-Pause

Parken: das Auto, die Parkplatzsuche hinter uns lassen – jetzt geht es um die Kunst, Pause zu machen. Pause machen ist eine Lebenskunst.

Playing Arts verbindet Kunst und Leben durch Spiel. Spiel im Sinne von PLAY meint in der Physik den Zwischenraum den eine Achse, eine Schublade braucht, um sich zu bewegen. Bei Playing Arts geht es um genau dieses Spiel: die Bewegungen im Dazwischen. Einige weitere Merkmale sind Freiheit (es zu tun oder auch zu lassen), das offene Ende (man weiß nicht vorher, was dabei herauskommt), Zweckfreiheit (Handeln ohne Zweckbindung), das „so tun als ob“ (man behauptet etwas und damit sich).
Parken kann als ein Moment  der Freiheit ungeahnter Möglichkeiten sein: Ich steige aus dem „Hamsterrad des Gewohnten“ aus: halte inne, Muße ist möglich als nicht verplante Zeit. Man könnte flanieren, sich treiben lassen und nicht der vermeintlichen Pflichterfüllung folgen. Was wäre, mit dem Gewohnten ins Spiel zu kommen, wie wäre eine weitere Runde im Kreisverkehr, bevor man seinen Wagen abstellt, oder mit dem ungewohnten Bein aufs Fahrrad zu steigen?

Erst die Unterbrechung, die Unterscheidung der Zeiten kann uns dem Lebensfluss wieder wahrnehmen lassen, der uns trägt, der uns tagaus tagein leitet.

Was könnte auf einer „anderen Parkscheibe stehen (leere Parkscheiben und Stifte wurden verteilt, darauf erste Ideen notiert und zusammengetragen):
- tief Durchatmen...
-    einfach mal nichts tun und der Stille lauschen
- Sichtung des Ortes(wo bin ich hier- was gibt es hier zu sehen?)
-  sich zurück lehnen, in den Himmel schauen (die Wolken betrachten…)
- erst mal ein Bier… (mit jemandem anstoßen…)
- folgen ( unmerklich jemandem folgen, wird bemerkt, nahtlos jemandem anderen folgen…)









- Innehalten: sich einen Ort suchen, dort eine Minute verweilen „individueller flashmop“
- Wahrnehmung der Sinne:  Gerüche, Geräusche, worauf bekommt man hier Appetit…?
- ungewohnte Wege gehen, Wortfetzen sammeln und notieren, sammeln von Fundstücken oder auch Dinge verteilen, ein kleines Risiko wagen (jemanden ansprechen, etwas Erstaunliches kaufen, blind  auf einer Speisekarte etwas bestellen… erstaunliche Handlungen beobachten und notieren, Geschichte und Geschichten erahnen (was war hier gerade los?)…Protokoll dieser Kunst-Pause skizzieren und anschließend jemandem zeigen/ erzählen… so uns selbst zum Forschungslabor werden.


Viele Künstlerinnen und Künstler haben immer wieder Aktionen im öffentlichen Raum gemacht: Kurt Schwitters riss Plakatfetzen ab, sammelte Fundstücke für seine Materialbilder, Dieter Meier (Yellow) verkaufte YES + NO Worte, Yoko Ono Scherben (Morning pieces), Jimmy Durham Schneebälle.

Auch wenn es keinen Weg vom Wissen zum Handeln gebe (so der Sozialpsychologe Harald Welser), allein andere Möglichkeiten zu denken kann der Anfang für ein anderes Spiel – nach eigenen Regeln- sein.

Mehr zu Playing Arts: www.playing-arts.de  vor allem im Archiv – Projektarchive… oder einfach stöbern!

Hamburg, 23.6. 2014

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