Mitten im
Reifenwechsel mit Allan Kaprow Rahel Puffert 11.11.2007 Gestern war ich noch einmal hier, um mir anzuschauen, was heute nicht mehr zu sehen sein würde. Von draußen drängt sich der Kontrast der beiden Schaufenstereinblicke auf. Reinweiße, lieblich anmutende Brautkleider neben sich zu Hügeln auftürmenden schwarzen Reifen. Trotz der kühl anmutenden Neonbeleuchtung ist der Raum beim Eintreten gut geheizt und strömt den starken Geruch von Gummi aus, der an Ferienjobs in der Reifenfabrik und Besuche in der Autowerkstatt erinnert. Die Reifen in hügeligem Chaos sind über die ganze Bodenfläche verteilt. Kein Entkommen: man muss sich dem Spiel stellen, drauftreten, einknicken, das Gleichgewicht suchen, die Instabilität zum Spiel erklären. Seit der Eröffnung haben sich offenbar zahlreiche Besucher am Reifenwurf beteiligt - Michel Chevalier hatte Arbeitshandschuhe bereitgelegt. Mit unterschiedlicher Verve, Druck und Kraft flogen hier immer wieder schwere Reifen durch die Luft, trafen auf die weißen Kunstraumwände. Die kreisförmigen Spuren, Profilabdrücke zeugen davon. Alte abgenutzte Reifen hier. Vorbeifahrende Autos doppelt: |
draußen und
per Videobild in
Echtzeit in den Raum projiziert. In einer bestimmten Höhe
erzeugen die
Bewegungen der Anwesenden im Raum oder die auf die Wand
prallenden
Reifen Störungen im Videobild. Echtzeitaufnahmen und
vorproduzierte
Bilder mischen sich. Dann machen sich graphische Linien im
Videobild
bemerkbar. Per Prozessor werden die vorbeifahrenden Autos
nach
Häufigkeit und Tempo analysiert. Playfullness löst
computergesteuerte
Prozesse aus. Die Bewegungen von außen und innen sind
gekoppelt.
Körperliche Bewegungen und bewegte Bilder verzahnt. Dann
diese
merkwürdigen Sounds. Straßengeräusche, aufgenommen und mit
open source
Programmen synthetisiert. Wer interagiert mit wem? Wer hat
die Regie?
.... Auch drinnen hatte man nur scheinbar den Überblick. Bei der Eröffnung kam man sich zwangsweise erstaunlich nah. Die Reifen ließen die höfliche Distanz nicht wirklich zu oder machten sie irgendwie lächerlich. Dicht gedrängt stand man auf der knappen Freifläche an der Bar. Oder man wich in den Keller aus. Die dort ausliegenden 30 kostenlosen Kopien von BULLSHIT wurden in den letzten 10 Tagen aufgebraucht. Haben sich nun auf Hamburger Wohnungen verteilt. Neue Kopien liegen im Keller zum Mitnehmen aus. Das Heft, 1991 von Gino di Maggio und Allan Kaprow anlässlich |
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